Der CSD in einer Mittelstadt mit ca. 650 Teilnehmenden wird von etwa 200 Rechtsextremen gestört. Mobilisiert wird von verschiedenen rechtsextremen Gruppierungen, darunter auch eine Landespartei. Zwei Minderjährige zeigen den Hitlergruß und erhalten Platzverweise. Es werden Strafanzeigen gestellt wegen Beleidigung, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und des Zeigens verbotener Handzeichen. In der Nacht zuvor wurde auf der Demo-Route des CSD Buttersäure verschüttet. Inzwischen sind zwei Kommunalpolitiker aus rechtsextremen Parteien für den Buttersäure-Anschlag verurteilt worden.
Die Organisator*innen des CSD kritisieren das Einsatzkonzept der Polizei, die die Rechtsextremen hinter der queeren Demonstration laufen und sie in Hörweite eine Kundgebung abhalten hat lassen: Dies werde nicht der tatsächlichen Bedrohungslage gerecht und schütze die CSD-Teilnehmenden nicht ausreichend.
Fachliche Einordnung: Die Ablehnung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie pluralistischer Lebensentwürfe ist ein verbindendes Element zwischen verschiedenen antifeministsichen Strömungen. Besonders bei extrem rechten Akteur*innen gewinnt queerfeindlicher Antifeminismus an Relevanz für die Mobilisierung. Misogyner und sexistischer Antifeminismus sind jedoch ebenfalls weiterhin zentrale Elemente rechtsextremer Ideologien und greifen mit queerfeindlich-antifeministischen Logiken ineinander. Dies wird deutlich an extrem rechten Familienbildern, wie sie häufig in der Mobilisierung gegen CSDs eingesetzt werden: Laut Rechtsextremen sind „echte“ oder „gute“ Familien nicht nur cis-geschlechtlich und heterosexuell, sondern bestimmen auch klare, unveränderliche Rollenbilder für Männer und Frauen, wobei Frauen ihren Wert aus der Rolle als Mutter schöpfen und sich dem Mann unterordnen müssen.