Eine Ärztin, die seit über 20 Jahren Schwangerschaftsabbrüche durchführt, bekommt anonyme Droh-Emails und -Briefe, seit sie darüber vor einem Jahr in der Presse gesprochen hat. In den Mails und Briefen, die sie und ihr Praxisteam erhalten, werden sie als „Mörder“ bezeichnet und mit religiös aufgeladener Sprache werden abstrakte Bedrohungsszenarien geschaffen („Sie werden in der Hölle schmoren“). Auch im digitalen Raum wird sie öffentlich von christlichen Fundamentalist*innen diffamiert und ihr Name sowie ihre Praxis auf deren Listen geführt. Bisher gab es noch keine physischen Angriffe auf ihre Praxis, doch die Sorge, dass dies passieren und nicht nur sie und ihr Team, sondern v.a. ihre Patient*innen belasten könnte, besorgt die Ärztin.
Fachliche Einordnung: Durch die Bedrohung von medizinischem Fachpersonal soll erreicht werden, dass dieses aus Sicherheitsbedenken keine Schwangerschaftsabbrüche (mehr) anbietet. An vielen Orten in Deutschland findet neben Doxing und Bedrohungen durch Anrufe, Mails und Briefe, auch sogenannte Gehsteigbelästigung statt. D.h. christlich-fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen bedrängen und bedrohen Mitarbeitende sowie die Beratungsnehmenden, für die das Aufsuchen einer Beratungsstelle und eine Entscheidungsfindung ohnehin mit hohen psychischen Belastungen einhergehen. Ziel ist es das Recht auf körperliche Selbstbestimmung einzuschränken und Schwangerschaftsabbrüche zu verunmöglichen.