Über Antifeminismus
Was ist ein antifeministischer Vorfall?
Sexistisch, frauen- und queerfeindlich motiviert, organisiert gegen Gleichstellung, Angriffe und Debatten mit menschenfeindlicher Botschaft, politische Strategie - Antifeminismus zeigt sich vielfältig.
Antifeministische Vorfälle können sich u.a. als sexistisch und frauenfeindlich motivierte Übergriffe äußern. Darüber hinaus beziehen sie sich häufig auf ein konkretes Ereignis (Veranstaltungen, Gesetzesreformen, öffentliche Auftritte, Äußerungen oder Veröffentlichungen usw.) und lassen dabei ein organisiertes Vorgehen bzw. eine dahinterliegende politische Strategie erkennen.
Antifeministische Angriffe transportieren eindeutige Botschaften gegen die Gleichstellung aller Geschlechter, Selbstbestimmung sowie Sichtbarkeit und Anerkennung marginalisierter Menschen.
Für eine Meldung auf dieser Seite sind jedoch keine bestimmten Voraussetzungen zu erfüllen – eine einfache Beschreibung des Vorfalls ist zunächst ausreichend (siehe auch „Wie läuft die Meldung ab?“).
Für die Einstufung als antifeministisch werden die Vorfälle nach den oben genannten Merkmale geprüft und eingeordnet.
Antifeminismus ist kein Straftatbestand. Wir erfassen Fälle, unabhängig davon, ob sie angezeigt wurden und unabhängig davon, ob sie einen Straftatbestand erfüllen oder unter der sogenannten Strafbarkeitsgrenze liegen. Relevant ist die antifeministische Dimension. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Betroffenen.
Beispiele
- Eine Person/Organisation äußert sich auf Social Media zu feministischen Themen und erhält daraufhin Drohnachrichten
- Eine Demonstration/Kundgebung/Veranstaltung mit antifeministischen Inhalten oder bekannten Antifeminist*innen findet statt
- Die Arbeit einer Gleichstellungsbeauftragten (und/oder ihre Person) wird angegriffen
- Eine feministische Veranstaltung wird gestört, z.B. durch antifeministische Zwischenrufe, verbale und körperliche Angriffe auf Organisator*innen und Teilnehmende
- Organisierte Angriffe auf Frauen, queere Menschen und Einrichtungen
- Attacken gegen trans Personen bis hin zu tödlichen körperlichen Angriffen
- Sticker/Flyer mit antifeministischen Inhalten zirkulieren, z.B. Mobilisierung gegen die „Gender-Ideologie“ u.ä.
- Mitarbeitende einer Organisation, die zu feministischen Themen arbeitet, werden auf dem Arbeitsweg bedroht
- „Gehsteigbelästigung“, d.h. organisierte Gegner*innen von Schwangerschaftsabbrüchen belästigen und bedrohen Menschen, die Angebote von Beratungsstellen und Praxen in Anspruch nehmen wollen
- Die Adressen von nicht öffentlichen Frauenhäusern werden veröffentlicht
- Publikationen verbreiten dezidierte Verschwörungserzählungen, z.B. über eine vermeintliche „Homo- und Translobby“ oder „Gender-Ideologie“
- Instrumentalisierung von Themen für eine antifeministische Agenda (z.B. vermeintlicher „Kindesschutz“ mit queerfeindlichen Narrativen)
- Wissenschaftler*innen der Gender Studies werden diffamiert, z.B. als „unwissenschaftlich“, „Geldverschwendung“ etc.
- Die Adressen von Einzelpersonen oder Organisationen, die zu feministischen Themen arbeiten, werden im Internet veröffentlicht (sogenanntes „doxxing“)
- In Internetforen werden antifeministische Sprüche ausgetauscht
- Organisierte Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache
Was ist Antifeminismus?
Der Name ist Programm. Antifeminismus hat ein Feindbild: Feminismus.
Genauer: Antifeminismus wendet sich - teils als organisierte Bewegung - gegen Emanzipationsbestrebungen und feministische Anliegen, wie die Beseitigung von Sexismus, die Umsetzung von Gleichberechtigung oder die Stärkung geschlechtlicher und sexueller Selbstbestimmung.
Antifeministische Debatten beziehen sich auf Geschlechterverhältnisse und die Verteidigung einer vermeintlich natürlich gegebenen zweigeschlechtlichen Ordnung, aus der ein biologisch begründetes Rollenverständnis entspringt. Die Ablehnung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie pluralistischer Lebensentwürfe ist ein verbindendes Element zwischen verschiedenen antifeministsichen Strömungen.
Als Weltbild ist Antifeminismus wesentlicher Bestandteil extrem rechter, rechtspopulistischer und religiös fundamentalistischer Ideologien.
Immer häufiger werden eigentlich feministische Themen, wie Frauenrechte und Gewaltschutz, von antifeministischen Akteur*innen besetzt, um menschenfeindliche Positionen zu vermitteln.
Antifeminismus ist ideologisch eng verknüpft mit weiteren Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie Rassismen, Antisemitismus, Ableismus, Klassismus, Lookismus oder Sexarbeiter*innen-Feindlichkeit.
Antifeministische Angriffe richten sich beispielsweise gegen:
- Frauen-, Gleichstellungs- und Queerpolitiken
- Allgemeine feministische Anliegen (z.B. den Abbau von Sexismus, Misogynie und Transfeindlichkeit)
- Die Stärkung geschlechtlicher und körperlicher Selbstbestimmung
- Geschlechtergerechte Sprache
- Maßnahmen zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt
Auch Strukturen und Institutionen stehen im Fokus, bspw.:
- Gender Studies/Geschlechterforschung
- Gleichstellungs- und Beratungsstellen
- Aufklärungs- und Präventionsprojekte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und Gesundheit
Vor allem marginalisierte Menschen und politisch Aktive, wie feministische Aktivist*innen, Politiker*innen und Publizist*innen sehen sich in den letzten Jahren vermehrt antifeministisch motivierten Angriffen on- und offline ausgesetzt.
Mehr Informationen zu Antifeminismus und Rechtsextremismus gibt es bei der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus.