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Über Antifeminismus

Was ist Antifeminismus?

Antifeminismus wendet sich - teils als organisierte Bewegung - gegen Emanzipationsbestrebungen und Anliegen wie die Beseitigung von
Sexismus, die Umsetzung von Gleichberechtigung oder die Stärkung geschlechtlicher und sexueller Selbstbestimmung.

Das bedeutet:


Antifeministische Debatten beziehen sich auf Geschlechterverhältnisse. Sie schaffen und verteidigen eine vermeintlich natürlich gegebene zweigeschlechtlichen Ordnung, aus der ein biologisch begründetes, starres Rollenverständnis abgeleitet wird. Die Ablehnung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie pluralistischer Lebensentwürfe ist ein verbindendes Element zwischen verschiedenen antifeministsichen Strömungen. 

 

Immer häufiger werden eigentlich feministische Themen, wie Frauenrechte und Gewaltschutz, von antifeministischen Akteur*innen besetzt, um menschenfeindliche Positionen zu vermitteln.

 

Antifeminismus ist ideologisch eng verknüpft mit weiteren Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie Rassismen, Antisemitismus, Ableismus, Klassismus, Lookismus oder Sexarbeitsfeindlichkeit. 

 

Als Weltbild ist Antifeminismus wesentlicher Bestandteil extrem rechter, rechtspopulistischer und religiös fundamentalistischer Ideologien.

Antifeministische Angriffe richten sich beispielsweise gegen:

  • Frauen-, Gleichstellungs- und Queerpolitiken
  • Allgemeine feministische Anliegen (z.B. den Abbau von Sexismus, Misogynie und Transfeindlichkeit)
  • Die Stärkung geschlechtlicher und körperlicher Selbstbestimmung
  • Geschlechtergerechte Sprache
  • Maßnahmen zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt

 

Auch Strukturen und Institutionen stehen im Fokus, bspw.:

  • Gender Studies/Geschlechterforschung
  • Gleichstellungs- und Beratungsstellen
  • Aufklärungs- und Präventionsprojekte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und Gesundheit

 

Vor allem marginalisierte Menschen und politisch Aktive, wie feministische Aktivist*innen, Politiker*innen und Publizist*innen sehen sich in den letzten Jahren vermehrt antifeministisch motivierten Angriffen on- und offline ausgesetzt.

Großes weißes Transpi einer Gegendemo mit rotem Schriftzug Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht! Leben und lieben ohne Bevormundung. Im Hintergrund ist das Brandenburger Tor.
© Christoph Löffler, Protest gegen „Marsch für das Leben“, 21.09.2013 in Berlin

Was ist ein antifeministischer Vorfall?

Sexistisch, frauen- und queerfeindlich motiviert, organisiert gegen Gleichstellung, Angriffe und Debatten mit menschenfeindlicher Botschaft, politische Strategie - Antifeminismus zeigt sich vielfältig.

 

Antifeministische Vorfälle können sich u.a. als sexistisch und frauenfeindlich motivierte Übergriffe äußern. Darüber hinaus beziehen sie sich häufig auf ein konkretes Ereignis (Veranstaltungen, Gesetzesreformen, öffentliche Auftritte, Äußerungen oder Veröffentlichungen usw.) und lassen dabei ein organisiertes Vorgehen bzw. eine dahinterliegende politische Strategie erkennen.

Antifeministische Angriffe transportieren eindeutige Botschaften gegen die Gleichstellung aller Geschlechter, Selbstbestimmung sowie Sichtbarkeit und Anerkennung marginalisierter Menschen.

 

Also sind Kriterien, deren, zumindest teilweise, Erfüllung für eine Einordnung als antifeministischer Vorfall relevant sind:

  • Ist der Vorfall ereignisbezogen?
  • Ist er mit einer politischen Botschaft verbunden?
  • Ist ein organisiertes Vorgehen zu erkennen?
  • Gibt es ein anti-emanzipatorisches Motiv bzw. einen Bezug zu aktuellen Narrativen/Diskursen um Geschlechtergerechtigkeit oder einen Bezug zu antifeministischer Ideologie, Verschwörungserzählungen u.ä. in diesem Kontext?
  • Wird die betroffene Person oder Sache (bei Sachbeschädigung) aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit als Frau, queere Person oder wegen eines Engagements für Gleichberechtigung, Gewaltschutz usw. angegriffen?

Als wesentlich – auch in der Abgrenzung zu anderen Vorfällen und Betroffenenerfahrungen – erweisen sich dabei die Frage nach dem organisierten Vorgehen, die vorliegenden Informationen zum Anlass/Ort sowie Kontext-Informationen, die eine antifeministische Motivation hinter den Angriffen oder bei den Akteur*innen deutlich machen.

 

Für eine Meldung auf dieser Seite sind jedoch keine bestimmten Voraussetzungen zu erfüllen – eine einfache Beschreibung des Vorfalls ist zunächst ausreichend (siehe auch „Wie läuft die Meldung ab?“). Für die Einstufung als antifeministisch werden die Vorfälle nach den oben genannten Merkmale geprüft und eingeordnet.

Großes Transpi auf einer Demo, Text u.a. Rights not rescue. No more Stigma. Sex workers unite. In der Mitte ein roter Regenschirm.
© Christoph Löffler, Protest gegen "Marsch des Lebens“, 18.09.2021 in Berlin
Hochgehaltene Transflagge vor dem Reichstagsgebäude
© Vanessa Kleinwächter, "Trans Day of Visibility“-Kundgebung 31.03.2022 in Berlin

Angriffsdimensionen bei antifeministischen Vorfällen

Wir erfassen Fälle unabhängig davon, ob sie angezeigt wurden und unabhängig davon, ob sie einen Straftatbestand erfüllen oder unter der sogenannten Strafbarkeitsgrenze liegen. Relevant ist die antifeministische Dimension. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Betroffenen.

Basierend auf der Analyse der bisher eingegangenen Vorfälle lassen sich fünf primäre Dimensionen antifeministischer Angriffe feststellen. 

 

(1) Antifeministisch motivierte physische Gewalt
sind körperliche Angriffe, in denen die Betroffenen keine bis schwerwiegende körperliche Folgen davontragen oder sogar ihr Leben verlieren. Darunter sind auch versuchte Angriffe subsumiert.

 

(2) Antifeministisch motivierte Bedrohung
sind häufig Teil breiterer Gefährdungslagen und Dynamiken im Rahmen eines antifeministischen Vorfalls. Bedrohungen, die einen Straftatsbestand erfüllen, liegen dann vor, wenn jemand vorsätzlich mit einer rechtswidrigen Straftat bedroht wird (vgl. § 241 StGB). Nicht alle Fälle, die in diese Dimension eingeordnet werden, erfüllen den Straftatbestand des § 241 StGB. Erfasst und abgebildet werden auch Fälle, die Bedrohungsdynamiken oder ein Klima der Angst und Verunsicherung erzeugen können – und sollen.

 

(3) Antifeministische Diskriminierung
ist eine ungerechtfertigte individuelle oder institutionelle Ungleichbehandlung und Benachteiligung, die sich gegen Frauen und Menschen aus der  LSBTQIA+-Community richtet, und auf diskriminierenden Wertvorstellungen oder (unreflektierten) sexistischen Einstellungen basiert. In Erweiterung zu strukturellem und institutionellen Sexismus sind hier vor allem Fälle beschrieben, in denen die Betroffenen durch organisierte, teils kampagnenartige und öffentliche Diffamierungen Diskriminierung erleben.

 

(4) Antifeministisch motivierter Sachbeschädigung
ist die vorsätzliche Beschädigung oder Zerstörung einer im Allgemeinen fremden Sache gemeint, wenn die Sache bzw. der Gegenstand symbolisch für Frauen(rechte) und/oder geschlechtliche Vielfalt steht, oder wenn die Umstände der Tat oder Aussagen der Angreifenden Anhaltspunkte für eine antifeministische Motivation geben.

 

(5) Antifeministische Beleidigung, Hate Speech und Agitation
Darunter wird die Verächtlichmachung und Herabwürdigung Anderer verstanden, wenn dies nicht bedrohend geschieht (Dimension 2) oder mit Benachteiligungen einhergeht (Dimension 3). Beleidigungen, Beschimpfungen und Verleumdungen können nach § 185 ff. StGB eine Straftat darstellen. Beleidigen bedeutet jemanden mit Worten persönlich zu verletzen, und Beschimpfungen erfolgen durch die Verwendung von Schimpfwörtern.
Unter antifeministischer Agitation wird vor allem die öffentliche Beleidigung oder Beschimpfung einer Person oder Gruppe verstanden, beispielsweise im digitalen Raum.

Diese fünf Dimensionen orientieren sich an straftrechtlichen Kategorien, um die gemeldeten Fälle einordnen und auswerten zu können. Die Analyse und Problematisierung von Antifeminismus ist damit selbstverständlich nicht erschöpft. Die Einordnung der in den Vorfällen sichtbar werdenden antifeministischen Einstellungen vor dem Hintergrund aktueller Debatten ist bspw. ebenso eine relevante Dimension. Weitere Ausführungen finden Sie im Lagebild Antifeminismus 2023 auf S. 27-42.

Mehr Informationen

Webseite

Aus den Fenstern eines Hauses ragen 3 Hände mit ausgestreckten Zeigefinger, die in die selbe Richtung zeigen. Darunter steht "Gewalttätig gegen Frauen sind nur die Anderen"
www.gegen-antifeminismus.de

Broschüre

Gelber Hintergrund. Darauf ein blaues Venuszeichen und eine Person, die die Faust hochhebt.
Auswirkungen von Antifeminismus auf Frauenverbände

Broschüre

Rosa Hintergrund. Links das Venus-Symbol. Ihm zugewandt ist rechts ein Lautsprecher mit Schallsymbolik.
Antifeminismus als Demokratiegefährdung?! Gleichstellung in Zeiten von Rechtspopulismus

Diese Seite wurde zuletzt am 06.08.2025 aktualisiert.

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